
H.E.A.T.
„II“
earMUSIC/Edel
Mit dem Albumtitel
suggeriert
die Band, das
es sich um den
Nachfolger des
Debuts handelt.
So ganz unrecht
hat man nicht,
denn H.E.A.T. besinnen sich hier tatsächlich wieder auf
den hartrockigen Stil, den man auf dem Debut oder dem
genialen nachfolgenden „Freedom Rock“ gelebt hat. So
gut das letzte – sehr moderne – Album „Into the great
Unknown“ auch war, die Freude über „II“ ist riesig. Es
ist ein Monster von einem Album. Extrem starke Songs,
tolle Hooks, stimmiger Sound – alles vom Feinsten.
Nach dem Opener Trio mit dem groovenden „Rock your
Body“, dem flotten „Dangerous Ground“ und hochmelodischen
„Come clean“ ist klar, dass hier nichts mehr
schief gehen kann. Das ist Melodic-Rock der Extraklasse.
Und so geht es munter weiter. Mal symphonisch („Victory“
inkl. schönem Hammond-Sound), mal bluesig („We
are Gods“) und bis zum tollen Abschluss mit „Rise“ dauerhaft
auf höchstem Niveau. Chapeau! Für mich Album
des Monats! -FAyR
Archon Angel
Frontiers Records
Und wieder ein neues Projekt
von Frontiers. Braucht
man das? Ja, man braucht
es, denn wo bekommt man
heute noch den Sound der
glorreichen Savatage geboten?
Denn genau das ist es, was Gitarrist und Produzent
Aldo Lonobile und Sänger Zak Stevens hier aufbieten.
Natürlich auch durch Zaks Stimme. Darüber hinaus
weiß Aldo Lonobile aber das Majestätische, das
Orchestrale, das Magische im alten Savatage-Sound
prima zu reproduzieren. Schöne Piano-Parts und tolles
Riffing lassen einen an alte „Gutter Ballet“ oder „Edge
of Thorns“ Zeiten denken. Innovativ ist das keinesfalls
aber froh sein dürfen wir trotzdem, denn vermissen wir
nicht alle die unvergleichlichen Savatage. Schönes Teil!
-FAyR
Psychotic Waltz
„The God-Shaped Void“
InsideOut
Psychotic Waltz ist eine
dieser Bands, die trotz
unerhörtem Talent und
wirklich guter Veröffentlichungen
irgendwie nie den
ganz großen Sprung (zugegeben, wir reden hier von
Prog-Metal, also reden wir auch nicht von Stadien)
zum Erfolg geschafft haben. An der Qualität ihrer
Musik lag es nicht, und insofern ist es nach der nun
auch schon wieder fast neun Jahre alten Nachricht, dass
sie wieder gemeinsam auf Tour sind, eine schöne Neuigkeit,
dass sie eine neue Scheibe aufgenommen haben.
Und was für eine! Das bereits als Single veröffentlichte
„Devils and Angels“ macht vor, wo die Reise des Fünfers
im Jahre 2020 hingeht. Vertrackter, aber nie verkopfter
progressiver Metal, der bei aller musikalischen Vielfalt
aber auch nie die Melodien vergisst und ganz wunderbar
klingt. Devon Graves singt wandlungsreich und
spannend, die Gitarrenarbeit von Brian McAlpin und
Dan Rock ist traumhaft, und Ward Evans am Bass
und Drummer Norman Leggio liefern ein großartiges
Rhythmusfundament, auf dem sich die Melodien herrlich
entfalten können. Im Genre werden es alle folgenden
Bands schwer haben, „The God-Shaped Void“ in
2020 zu toppen. Superstark. -bk
Gary Moore
„Live from London“
Mascot Records
Als der nordirische Gitarrist,
Komponist und Sänger
Gary Moore im Februar
2011 einem Herzinfarkt
erlag, verlor die Musikwelt
einen wirklich begnadeten Musiker, der sich im Laufe
seiner Karriere viele Meriten bei musikalischen Weggefährten
wie auch dem Publikum erarbeitet hatte.
Nachdem er als Rocker und Hardrocker in den 70ern
und 80ern große Erfolge verzeichnen konnte, kehrte er
mit „Still got the Blues“ 1990 zu seinen musikalischen
Wurzeln zurück und verfolgte anschließend eine ebenfalls
sehr erfolgreiche Karriere als Bluesmusiker.
Die für „Live from London“ zugrunde liegenden Aufnahmen
datieren aus dem Jahr 2009. Moore greift dabei
auf Songs seines ein Jahr zuvor erschienen Albums
ebenso zurück wie auf Bluesstandards und seine eigenen
großen Hits. Angesichts der unbändigen Spielfreude
und der Titelauswahl dürften die Moore-Fans „Live
from London“ als wunderbare Ergänzung zu „Live at
Montreux“ und „Live at Bush Hall“ ansehen, und das
auch völlig zu Recht. Guter Sound, gute Songs, und
großartige Musiker. Was will man mehr? -bk
Biff Byford
Silver Lining Music
Saxon Frontmann Biff
Byfords erstes Solo-Album
hat es wahrlich in sich. Bei
den ersten Nummer fühlt
man sich unweigerlich an
seine Hauptband Saxon
erinnert. Allerdings eher an die hartrockigen Phasen,
weniger die metallische Seite, die Saxon zuletzt
pflegten. Der tolle Opener „Welcome to the Show“ ist
hierfür ein gutes Beispiel. Ebenso der Titeltrack, der
geradezu nach einer Live-Präsentation schreit. Der
Siebenminüter „The Pit and the Pendulum“ bietet
einen schönen atmosphärischen Mittelteil und einige
Prog-Elemente auf. Vom metallischen „Worlds collide“
geht es zur mittelalterlischen Ballade „Scarborough
Fair“. Es folgen mit „Pedal to the Metal“ und „Hearts
of Steel“ weitere Metall-Kracher, bevor es mit „Throw
down the Sword“ wieder ruhiger und monumentaler
wird. Die Akkustikballade „Me and you“ rundet ein
starkes und abwechslungsreiches Solo-Album perfekt
ab. -FAyR
Annihilator
„Ballistic Sadistic“
Silver Lining Music / Warner
Der Riff-Master Jeff Waters
ist zurück. Und endlich
präsentiert er uns wieder
ein Album, das auch produktionstechnisch
glänzen
kann. Echte Drums gab es ja schon länger nicht mehr
CD-Tipps
auf Annihilator Alben. Musikalisch gibt es
auch nichts zu meckern. Mr. Waters klingt
äußerst angepisst. Hier gibt es vom Start
weg was auf die 12. Tolle Metal-Songs, die
hier und da mit punkiger Attitüde garniert sind. Aggressive
Kracher der Marke „ The Attitude“ oder dem von
starken Riffs getragenen Opener „Armed to the Teeth“
werden immer wieder von Waters´ genialen Lead-
Melodien gepimpt. Gesangstechnisch hat er sich über die
letzten Jahre sehr gut entwickelt, wenngleich es weiterhin
spannend wäre zu hören, wie die Band mit einem Sänger
wie Aaron Randall („Set the world on fire“-Album)
heuer klingen würde. Überhaupt kommt „Set the world
on fire“ einem spätestens bei „Lip Service“ in den Sinn,
das wie eine neue Variante von „Knight jumps Queen“
klingt. Stärkstes Annihilator-Album der letzten 10 Jahre.
-FAyR
Black Swan
Frontiers Records
Unter dem Banner „Black
Swan“ agieren vier gestandene
Rock-Musiker.
Sänger Robin McAuley
(MSG), Gitarrist Reb
Beach (Whitesnake, Winger),
Basser Jeff Pilson (Foreigner, Dokken) und
Drummer Matt Star (u.a. Ace Frehley). Und was die
Herren hier auf Tableau zaubern, macht so richtig
Spaß. Melodischer, harter Rock, bei dem sich einmal
mehr zeigt, dass Robin McAuley einer der wenigen
altgedienten Sänger ist, der stimmlich noch absolut
auf der Höhe ist. Unfassbar. Anspieltipps gibt es
massig. „Big Disaster“ beispielsweise ist ein Ohrwurm
par excellence. Oder das vertrackte mit einem schönen
Melodien versehene „Johnny came marching“.
„Immortal Souls“ hätte so übrigens auch auf „Perfect
Timing“ von MSG stehen können. Mit „Make it there“
und „Sacred Place“ gibt es auch zwei schöne ruhigere
Nummern. Den Rauswerfer macht der Sechsminüter
„Divided/United“, der sich langsam vom atmosphärischen
zum hymnischen Track entwickelt. Lange keine
dermaßen gute Hard Rock Scheibe mehr gehört. Beide
Daumen hoch! -FAyR
Anvil
„Legal at last“
AFM Records
Anvil ist Anvil. Das ist nicht
nur der Titel ihrer 2016er-
Veröffentlichung, sondern
es sagt auch alles über die
Musik der Truppe um Steve
Lips Kudlow und Robb Reiner aus, die seit den 70ern in
der Welt der harten Musik unterwegs sind. Dabei ist ihre
Karriere alles andere als geradlinig verlaufen, sondern sie
hatten nach hoffnungsvollem Start in den 80ern irgendwie
den Anschluss an die vielen anderen – erfolgreichen
– Bands verloren, die Anvil zwar immer als Vorbilder
nannten, was der Truppe aber auch nicht half, mehr
Platten zu verkaufen. Das neue Album Legal at last (wie
immer ein Drei-Wort-Titel mit Alliteration) ist wie die
Vorgänger geradliniger Old-School-Metal, der ohne
besonderen Schnickschnack auskommt, und genau
das liefert, was man von Anvil erwartet. Einzelne Songs
hervorzuheben macht nicht recht Sinn, die Songs unterscheiden
sich nicht erheblich, aber die Fans der Truppe
und auch die Freunde des 80er-Metals wird das nicht
stören. Denn: Anvil ist Anvil. Schlicht und solide. -bk
24 www.bonnticket.de · 0228-502010