Raskolnikow ist ein junger Mann, der im Sankt Petersburg des 19. Jahrhunderts in ärmlichen Verhältnissen lebt. Nachdem er sein Studium abgebrochen hat, zieht er wie von einer fiebrigen Vorahnung getrieben durch seine Stadt. Er spürt, offenbar stärker als alle anderen, dass mit der Welt um ihn herum etwas nicht stimmt und gleichsam eine gefährliche Eigendynamik entwickelt. Soziale Ungerechtigkeiten sind nicht zu übersehen, und mit dem sogenannten „liberalen Fortschritt“ entsteht eine neue, nicht minder bedrohliche Ordnung, von der die einen profitieren und die anderen leiden werden.
Hellsichtig zeichnet Dostojewskij dabei die zeitlosen Prototypen der modernen Gesellschaft. Raskolnikow will ein Zeichen gegen diesen Teufelskreis durch eine Tat setzen, eine Tat, wie sie „die Napoleons dieser Welt“ tausendfach begehen. So begeht er den Mord an einer ausbeuterischen Pfandleiherin und löst damit einen erbitterten Zweikampf mit dem gegen ihn ermittelnden Staatsanwalt Porfirij aus. Dostojewskij gelingt hier ein spannungsgeladenes, meisterhaftes Kriminalstück, in dem weit mehr als ein Verbrechen verhandelt wird, nämlich das Ringen um menschliche Werte und die Sehnsucht nach der Aussicht auf Hoffnung. Die beiden Schauspieler Axel Pape und Niklas Kohrt präsentieren Dostojewskijs Geschichte in einer präzise inszenierten szenischen Lesung und zeigen eindrucksvoll, wie aktuell, relevant und fesselnd dieser Stoff ist.